Der Friemersheimer Hahn 1998

Ein Mensch, betagt, hat einen Preis errungen,
nicht etwa, weil er äußerst weit gesprungen,
nein, weil er mancherlei geschrieben hat
in eigener Manier, speziell in Platt.

Man sagte, daß man sich entschieden habe,
ihn auszuzeichnen mit der Ehrengabe,
dem sogennanten, 'Friemersheimer Hahn'.
Er dachte: "Mensch, die haben sich vertan!"

Er war perplex. Von diesem Fabelwesen
hat er bis dato nichts gehört, gelesen.
Doch als man ihm die Sache hat erklärt,
begriff er schnell und fühlte sich geehrt.

Zum Mittelpunkte allerdings wollt' er nicht werden.
Die Sache brachte leichtere Komplexbeschwerden.
"Mensch, sei kein Frosch!" hat er sich dann gesagt
und dem Komplex für späterhin vertagt.

Als man dem Menschen die ihm zugedachte
urkundlich festgelegte Sache überbrachte,
sah man sogleich, es war der Mensch dem Hahn
dem bunten Federvieh recht zugetan.

Er lächelte und war voll stiller Freude.
Es war, als sähen sie sich nicht erst heute.
Am Ende war der Friemersheimer Hahn der Clou.
So geht es oft im richtigen Leben zu.

Dem Menschen war der Jahrespreis ganz ohne Frage
ein Licht in einer Vielzahl trüber Tage.
Das hatte unser Freundeskreis getan,
und nicht zuletzt der Friemersheimer Hahn.

Der Mensch bemüht sich nun um einen Sockel,
damit er seinen bunten Ehrengockel
ein wenig höher, heller stellen kann,
daß er ihn besser sieht, auch jedermann.

Der Mensch denkt nach. Ihm ist, als wenn da etwas fehle.
"Der Dank fehlt !". fällt ihm glühend auf die Seele.
"Dank, Freunde, Dank !", bricht es aus ihm heraus,
Zufrieden, frohgemut schaut er zum Fenster raus.

Prosa, Gedichte und Zeichnungen von: Gerd Gailing